Stillen oder Flasche geben?
Stillen oder Flasche geben?
Als werdende Mama hört man immer wieder, dass Muttermilch die beste Nahrung für sein Baby ist und dass Stillen die beste Variante ist, um den Hunger des Babys zu stillen. Klar, dass für die meisten werdenden Mamas feststeht, dass sie auf jeden Fall stillen werden. Aber was, wenn es nicht klappt? Wenn es Schmerzen bereitet, es einfach nicht klappen will? In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen zum Thema “Stillen” teilen und somit anderen Mamas Mut machen, dass Flasche geben genauso gut Liebe geben ist.
Muttermilch
Muttermilch – sie ist die gesündeste Ernährungsform und zugleich beinhaltet sie alle lebenswichtigen Nährstoffe, die ein Baby benötigt. Das Baby kann diese am besten verarbeiten und außerdem sind Abwehrstoffe in der Muttermilch enthalten, die das Baby vor Infektionskrankheiten schützen soll.
Nach der “Vormilch”, folgt die “Übergangsmilch”, bis schließlich nach etwa einer Woche die “reife Muttermilch” folgt und durch das Saugen des Kindes gefördert wird.
Fertigmilch
Alle Mamis, die nicht stillen können oder möchten, geben ihrem Baby Fertigmilch. Heutzutage ist diese Fertigmilch der Muttermilch sehr ähnlich und werden strengstens überwacht. Bei der Fertigmilch gibt es verschiedene Varianten, z.B. reicht man “Pre”-Milch im ersten Lebensjahr, “1”-er-Milch als Folgenahrung und so weiter. Es gibt aber auch Fertigmilch für Babys, die an Drei-Monats-Koliken leiden oder Allergien haben oder oder oder…
(M)ein Erfahrungsbericht
Als ich mit unserem ersten Sohn schwanger war, habe ich im Vorfeld natürlich viel rund um das Thema “Baby” gelesen, mich auch in das Thema “Stillen” eingelesen und eigentlich stand fest, dass ich unseren Sohn stillen werde. Dann kam unser Sohn auf die Welt und beim ersten Anlegen hat es noch nicht funktioniert. Der erste Frust und auch Trauer waren da, weil es nicht geklappt hat. Nicht so, wie man es in Filmen immer sieht… Naja, wahrscheinlich klappt es beim nächsten Anlegen, dachte ich mir. Aber auch da hat es einfach nicht richtig funktionieren wollen. Ich hatte unglaubliche Schmerzen und unser Sohn unglaublichen Hunger. Verschiedene Hebammen und Krankenschwestern, die immer wieder ins Krankenhauszimmer hereinschauten, gaben mir Tipps, allerdings jede einen anderen Tipp. Irgendwann war ich unsicher und wusste gar nicht, wie ich es nun eigentlich richtig machen soll. Ich wurde immer wieder zum abpumpen geschickt, auch nachts. Da saß ich, auf einem Stuhl, unser Sohn vor mir in seinem Bettchen, weinend, weil er Hunger hatte. Ich konnte ihn in diesem Moment nicht nehmen, da ich an der Milchpumpe hing und komplett verunsichert war. Auch das Abpumpen klappte nicht. Meine Zimmernachbarin, die ihre Tochter stillte, fragte mich jedes Mal: “Klappt es wieder nicht?” – Nein… Es klappte nicht. Und jedes Mal war es mir unangenehm, dass ich gefragt wurde und ich kopfschüttelnd verneinen musste. Auch zuhause wollte es einfach nicht richtig klappen. Ich saß da und versuchte es. Ich versuchte es zusätzlich mit einer Handpumpe, mein Mann fuhr sogar Kilometer weit um eine elektrische Pumpe zu kaufen… Die Schmerzen waren unerträglich aber ich wollte doch für meinen Sohn die beste Muttermilch, die er haben kann. Stillhütchen, kühlen, ausstreichen,… ich habe wirklich alles versucht. Meine Brüste taten weh, nachts saß ich auf dem Sessel und versuchte abzupumpen aber es kam kaum etwas bei rum. Der Frust wuchs und wuchs, die Trauer und der Ärger, dass ich es nicht kann, wurde immer größer. Ich weinte, ich ärgerte mich, ich fühlte mich schlecht. Schlecht meinem Sohn gegenüber.
Letztendlich stiegen wir auf Fertigmilch um. Wir kauften Fläschchen, einen Destillator und meine Trauer bleib zunächst. Nach vier Wochen und etwas Abstand versuchte ich mit neuem Tatendrang noch einmal das Stillen. Aber mein Frust kam schnell wieder auf, denn es schmerzte wieder so sehr und es wollte einfach nicht. Mein Kopf war mittlerweile zu versteift. Also ließ ich mich komplett auf das Flasche geben ein. Unser Sohn nahm diese auch von Anfang an super an und wuchs und wuchs. Er ist auch ohne Muttermilch groß und stark geworden. Der Vorteil für uns war ebenso, dass auch der Papa Fläschchen geben konnte. Wir konnten uns abwechseln.
Als ich mit unserem zweiten Sohn schwanger war, stand von Anfang an fest: Ich werde nicht stillen. Ich möchte diese negativen Gefühle nicht noch einmal durchleben. Und als unser zweiter Sohn auf der Welt war, hat auch er super das Fläschchen angenommen. Doch der Gedanke kam bei mir auf: Warum versuche ich das Stillen nicht doch noch einmal? Vielleicht klappt es ja diesmal?! Ganz ohne Stress. Ich habe es versucht und direkt diese Schmerzen von damals gespürt und mir gesagt, dass auch unser zweiter Sohn mit Flasche groß wird und habe mich voll und ganz dem Gedanken an die Flasche hingegeben. Und diesmal war ich als Mama viel entspannter, weil ich mir keinen Stress gemacht habe. Weil ich mich mit der Flasche von Anfang an angefreundet habe. Denn auch Flasche geben ist Liebe und wie schön es ist, wenn auch der Papa in der Nacht mal eine Flasche übernimmt und man noch einmal die Augen zumachen kann.
Liebe Mamis, stresst euch nicht. Wenn es nicht klappt, dann klappt es nicht. Ich weiß, der Frust ist groß und auch die Enttäuschung. Aber die Hauptsache ist doch, dass es dem Baby gut geht, es wächst und groß wird. Egal ob mit Muttermilch oder mit Fertigmilch! Beides ist gut und beides ist richtig!